Spielplätze sind heute oft nur noch monofunktionale Orte für ganz bestimmte Zielgruppen und bieten mit ihren durchnormierten Spielgeräten aus dem Katalog, kaum Raum für Phantasie und eigene Entfaltung. Sie sind auch selten Orte der Begegnung. Dabei können sie soviel mehr sein: Mehrdeutige Objekte und Installationen können durch die Imagination der Kinder mal Schiff, mal Drache sein. Mal Unterschlupf, mal Bude. Mal Klettergerüst, mal Spielskulptur. Und wer sagt, daß solche Orte nur für Kinder sein müssen?

In der Mendelsohn-Bartholdy-Straße, im südlichsten Zipfel des Südparks - und nahezu autofrei - schlummerten in direkter Nachbarschaft zwei triste Spielanlagen einen Dornröschenschlaf. Zusammen mit Kindern, Anwohnern und Studierenden haben wir in mehreren Aktionen versucht den Ort wieder ins Bewußtsein zu rücken und gemeinsam so zu gestalten, daß er für möglichst viele Gruppen Anknüpfungsmöglichkeiten bereit hält.

Die dabei beteiligten Kinder wohnen alle in der Nachbarschaft. Sie waren die Experten in diesem Prozess, in dem es zunächst vor allem um eine Bestandsaufnahme und gründliche Entmüllung ging, woran sich zunehmend auch andere Anwohner beteiligt haben - sei es durch Bereitstellung von Strom und Wasser, Gerätschaften oder aktiver Mitarbeit.

Am Ende war es schön zu beobachten, daß mehr und mehr Familien die parkähnliche Anlage zum Picknicken und Verweilen (wieder) entdeckt haben und Nachbarn eingeladen haben dazuzustoßen.

Letzlich wurde die Frage, was einen guten Spielplatz ausmacht, mit verschiedenen Aufenthaltqualitäten beantwortet. Eine saubere Wiese, ein terrassenähnliche Fläche entlang des Sandkastens, eine Bankgruppe. Ein Portal und Schaukeln, natürlich. Die vorhanden Spielgeräte wurden instandgesetzt, erweitert oder uminterpretiert. Und das Spielen selbst wird, wenn überhaupt, sowieso nur durch die eigene Vorstellung begrenzt. Es brauchte einen Impuls und ein paar Ideen von Außen, so daß sich die fragile Nachbarschaft den Ort gemeinschaftlich aneignen konnte. Diese zarte Pflanze muß aber weiter gehegt werden.